Hülsenfrüchte: Eiweiß vom Acker

Die Vereinten Nationen haben 2016 als „Internationales Jahr der Hülsenfrüchte“ ausgerufen. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) begrüßt dies sehr, da Erbsen, Bohnen oder Süßlupinen viele Vorteile für Landwirtschaft und Umwelt mit sich bringen und eine interessante Anbaualternative auch für deutsche Landwirte darstellen.

Hülsenfrüchte zählen seit Jahrhunderten zu den bedeutendsten pflanzlichen Eiweißquellen für Mensch und Tier. „In vielen Ländern der Welt, in denen traditionell wenig Fleisch gegessen wird, sind Hülsenfrüchte nach wie vor eine sehr wichtige Proteinquelle“, erläutert Wolfgang Vogel, der Vorsitzende der UFOP. „In Deutschland hingegen“, so Vogel weiter, „sind sie etwas aus der Mode geraten“. Die Vereinten Nationen sehen in ihrem Engagement „eine einzigartige Gelegenheit […], Verbindungen innerhalb der gesamten Nahrungskette zu fördern, um Eiweiß aus Hülsenfrüchten besser zu nutzen, die weltweite Produktion von Hülsenfrüchten zu stimulieren, Fruchtfolgen besser zu nutzen und die Herausforderungen beim Handel mit Hülsenfrüchten anzugehen“. Dass diese Strategie aufgehen könnte, zeigt sich in Deutschland in jüngster Zeit. So werden wieder vermehrt Futtererbsen, Ackerbohnen und Blaue Süßlupinen angebaut.

Diese bemerkenswerten Pflanzen leben in einer interessanten Symbiose. So siedeln sich an den Wurzeln dieser auch als Körnerleguminosen bezeichneten Pflanzen so genannte Knöllchenbakterien an. Diese können die Wurzelausscheidungen der Pflanzen nutzen. Mit Hilfe der Knöllchenbakterien wiederum können die Körnerleguminosen Stickstoff direkt aus der Luft binden und als Nährstoff verwenden. Jeder profitiert also vom anderen!

Doch auch die folgenden Ackerkulturen ziehen einen großen Nutzen aus dem Anbau der Körnerleguminosen. Denn werden die Körner von Futtererbsen, Ackerbohnen und Blauen Süßlupinen geerntet, bleiben die Reste der Pflanze und alle Wurzeln auf dem Feld zurück. Die darin enthaltenen Stickstoff-Vorräte stehen dann den nachfolgenden Pflanzen zur Verfügung und machen den sogenannten hohen Vorfruchtwert von Körnerleguminosen aus.

Die Bedeutung der Körnerleguminosen liegt neben diesen ackerbaulichen Vorteilen, vor allem aber in ihrer Rolle als Lieferant von hochwertigem Eiweiß. Und dies gilt nicht nur für die menschliche Ernährung.

In den letzten Jahrzehnten hat sich importiertes Soja bzw. Sojaschrot aus Nord- und Südamerika als Standard in der Nutztierfütterung etabliert. Die weltweit wichtigsten Anbaugebiete für Soja sind die USA, Brasilien und Argentinien. Heute sind die dort angebauten Sorten meist gentechnisch verändert, da sich diese im Anbau in Nord- und weiten Teilen Südamerikas durchgesetzt haben.

Aus Gründen der Nachhaltigkeit wird pflanzliches Eiweiß aus deutscher Erzeugung immer wichtiger und Rapsschrot als Nebenerzeugnis der Ölgewinnung hat in vielen Ställen Sojaschrot als Futtermittel bereits abgelöst. Man geht aktuell davon aus, dass durch die Nutzung von heimischem Eiweißfutter mehr als 1 Million Hektar Sojaanbau in Südamerika eingespart werden können. Einheimische Körnerleguminosen können hier eine wertvolle Ergänzung darstellen, denn bevor Sojaschrot in großen Mengen nach Europa eingeführt wurde, waren bis in die 50er-Jahre Ackerbohnen und Futtererbsen bedeutende Bestandteile von Futterrationen in Deutschland und könnten dies auch wieder werden. „Die Eigenerzeugung an pflanzlichem Eiweiß in Deutschland und der Europäischen Union beträgt lediglich rund 30 bis 35 %. Für die Stärkung der heimischen Eiweißerzeugung und aus ökologischen Gründen kommt den heimischen Körnerleguminosen – neben dem Raps mit Rapsschrot als Nebenprodukt der Ölerzeugung – eine steigende Bedeutung zu“, erläutert Vogel.

Neue Märkte in der Humanernährung

Experten sehen in Körnerleguminosen ein großes Potenzial für neue und gesunde Lebensmittel. In vielen Bereichen der Lebensmittelproduktion werden bereits pflanzliche Proteine eingesetzt. Dazu zählen auch das Eiweiß der Blauen Süßlupine und der Futtererbse. Bei Ackerbohnen laufen Forschungsvorhaben, um deren Proteine in Zukunft ebenfalls für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen. Für Menschen, die auf tierisches Eiweiß oder auch auf Sojaeiweiß als Zutat in Lebensmitteln verzichten müssen oder wollen, stellen Proteinisolate aus heimischen Körnerleguminosen eine interessante Alternative dar. Sie werden u. a. bei der Herstellung von Ei-Ersatz, Sportlernahrung, Fleischersatzprodukten, Speiseeis oder Brotaufstrichen eingesetzt. Auch Lupinen-Mehl findet Verwendung, beispielsweise in Backwaren.

Neben dem Eiweiß ist auch die Stärke in Körnerleguminosen ein wichtiger Bestandteil. Bei Futtererbsen wird diese Stärke bereits großtechnisch gewonnen und ist für verschiedene Food- und Non Food-Anwendungen einsetzbar, wie z. B. in Suppen, Saucen oder Dessertcremes.

UFOP im Jahr der Hülsenfrüchte

Die UFOP wird im „Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte“ einen besonderen Schwerpunkt auf die heimischen Körnerleguminosen legen. Dieser beginnt mit der Präsentation von Ackerbohnen, Futtererbsen und Süßlupinen auf dem UFOP-Messestand im Erlebnisbauernhof der Internationalen Grünen Woche. Als ein Highlight des UFOP-Auftrittes kann an einem speziellen Pflanzgefäß, einem Rhizotron, betrachtet werden, wie die Stickstofffixierung der Leguminosen mit Hilfe von Knöllchenbakterien an den Wurzeln funktioniert.

Auf den DLG-Feldtagen vom 14. bis 16. Juni 2016 auf Gut Mariaburghausen wird die UFOP sehr umfangreich über die heimischen Körnerleguminosen informieren. Auf 1.000 Quadratmetern werden diese wertvollen Ackerbaukulturen neben Winterraps und Sonnenblumen in Zusammenarbeit mit den Demonstrationsnetzwerken für Lupine sowie für Bohne und Erbse der BMEL-Eiweißpflanzeninitiative in Anbau und Verwendung vorgestellt.

Darüber hinaus wird die UFOP in Kooperation mit der Fachhochschule Südwestfalen am 20. September 2016 in Berlin eine Fachtagung zu heimischen Körnerleguminosen durchführen. Die Veranstaltung richtet sich an Ackerbauern und Tierhalter, landwirtschaftliche Berater sowie Akteure und Verbände aus Handel und Verarbeitung. Die Vorträge werden sich den Themen Züchtung und Anbau, erfolgreiche Vermarktung sowie dem Einsatz als Futter- und Lebensmittel widmen.

Pressekontakt:
UFOP – Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.
Haus der Land- und Ernährungswirtschaft
Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin

Quelle: UFOP