Die unendliche Debatte über Palmöl

Wissenschaftliche Lösungen jenseits der Kontroversen.

Autor: Dr. Alain Rival, CIRAD – Centre de coopération internationale en recherche agronomique pour le développement, South East Asian Island Countries, Jakarta, Indonesien

Zusammenfassung

Hitzige und kontroverse Debatten prägen vor allem den öffentlichen Diskurs über den Palmölanbau. Enormes wirtschaftliches Potenzial für die Palmölindustrie inklusive Großplantagen und Kleinerzeuger sowie für anbauende Staaten steht einer vermeintlich direkten Verbindung zu gravierenden Folgen für Menschen und die Umwelt bis hin zur Zerstörung empfindlicher tropischer Ökosysteme gegenüber.

Der vorliegende Beitrag plädiert dafür, die ideologisch und bisweilen irrational geführten Diskussionen rund um den Palmölanbau zu versachlichen. Wissenschaftler werden in die Verantwortung genommen, Position zu beziehen, um falsche oder vereinfachte Korrelationen zu enttarnen und den öffentlichen Diskurs auf Basis von Quellen und Nachweisen zu fördern. Der scheinbar zwangsläufige Zusammenhang zwischen Palmenplantagen und Entwaldung zählt zur Kategorie der schnellen und vereinfachenden Behauptungen. Verschiedene Bereiche der Landwirtschaft, von denen der Palmölanbau nur einer ist, und darüber hinaus illegale Aktivitäten, teilen sich die Verantwortlichkeit für Entwaldung und Umweltzerstörung.

Damit der Anteil des Palmölsektors an Entwaldungen möglichst auf ein Minimum reduziert oder auf null zurückgeführt werden kann, wurden in jüngerer Zeit mehrere Nachhaltigkeitsinitiativen gestartet – allen voran der RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) sowie nationalstaatliche Ansätze der beiden größten Palmöl produzierenden Länder: Indonesien und Malaysia. Zahlreiche Stakeholder des Palmölsektors beteiligen sich an diesen zumeist auf Freiwilligkeit basierenden Initiativen und entwickeln diese weiter, mit noch klareren und teilweise strengeren Kriterien. Ergebnisse sind beispielsweise POIG (Palm Oil Innovation Group) und RSPO Next.

Palmöl schlicht zu boykottieren, löst keines der dringenden Probleme. Einerseits würde dies die Kultivierung alternativer Pflanzen fördern, die zum einen weniger Ölertrag pro Hektar liefern und zum anderen nicht zwingend eine bessere ökologische und soziale Bilanz vorweisen. Andererseits würde die Nachfrage für nachhaltig produziertes Palmöl auf dem Weltmarkt wegbrechen, denn nicht zuletzt sind es die westlichen Gesellschaften, die zertifiziert nachhaltiges Palmöl nachfragen. Ein Boykott von Palmöl würde den Absatz von nicht-zertifiziertem Palmöl fördern und letztlich das Gegenteil dessen bewirken, was eigentlich dringend erreicht werden soll.

Langfassung

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Quelle: Lebensmittelchemischen Instituts (LCI) des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.V.