Ernährungs-Nudges sind kostengünstig und effektiv

Nudging macht die gesunde Wahl zur einfachen.

Äpfel und Cocktail-Tomaten statt Süßigkeiten an der Quengelkasse. Das vegetarische Angebot ganz oben auf der Speisekarte. Grüne Hinweisschilder und Smileys an der Salatbar in der Mensa. Solche und viele weitere kreative Ideen gehören zum Nudging. Sie sollen Menschen sanft zu einem ausgewogenen Essverhalten anstupsen (englisch: nudge), ohne ihnen die Entscheidungsfreiheit zu nehmen oder gar Zwang auszuüben.

Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen, dass Nudging ein effektives und kostengünstiges Instrument der Ernährungspolitik sein kann. Das ist eine wichtige Erkenntnis vor dem Hintergrund wachsender Übergewichtsraten und dem Eingeständnis, dass Informationskampagnen allein diese Entwicklung bisher nicht bremsen konnten.

Best-Practice-Beispiele in Mensen und Kantinen, die täglich Tausende von Menschen verpflegen, zeigen, dass bereits minimale Veränderungen zu messbaren Effekten führen können. So zum Beispiel der bewusste Einsatz der Farbe Grün, die für Frische und Gesundheit steht. Sticht die Salattheke, idealerweise direkt am Eingang der Mensa platziert, in leuchtendem Grün hervor, greift der Gast hier ohne großes Nachdenken als erstes zu. Denn Nudging setzt an unserem „Autopiloten“ an. Das ist jenes System, das uns zu automatischen, schnellen und wenig reflektierten Entscheidungen bewegt.

Kritiker halten Nudging daher für manipulativ oder befürchten gar eine Entmündigung des Verbrauchers. Tatsächlich funktioniert Nudging aber sogar noch besser, wenn den Menschen bewusst ist, dass sie „genudgt“ werden. Und letztendlich gab es Nudging schon lange bevor der Begriff überhaupt existierte: Im Lebensmittelhandel kaufen wir eher Produkte auf Greifhöhe.

Da die Entscheidungsumwelt also ohnehin in irgendeiner Weise gestaltet wird und nichts dem Zufall überlassen ist, ist Nudging zum Nutzen der Gesellschaft und jedes Einzelnen mehr als legitim. Vorausgesetzt, über diesen Nutzen besteht ein einvernehmlicher Konsens. Dazu gehören sicherlich die Empfehlungen im Sinne von Mensch und Umwelt, mehr Gemüse und kalorienfreie Getränke und weniger Fleisch, Süßigkeiten und Alkohol zu genießen.

Quelle: Gabriela Freitag-Ziegler, BZfE