Deutschland ist wieder Jodmangelland!

Aktuelle Gesundheitsstudie zeigt deutlichen Negativtrend.

Deutschland ist wieder Jodmangelgebiet, warnen Wissenschaftler des Arbeitskreis Jodmangel (AKJ) im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin in München. Sie berufen sich dabei auf aktuelle Ergebnisse aus dem Jodmonitoring der KiGGS Studie [1] zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Danach liegt die mittlere Jodausscheidung bei 88,8 Mikrogramm pro Liter Urin. „Dies entspricht nach den Kriterien der WHO einem milden Jodmangel“, erklärt AKJ-Beiratsmitglied Michael Thamm. Der Epidemiologe ist verantwortlich für das Jodmonitoring in den nationalen Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Laut Thamm sind rund 58 Prozent der Kinder und Jugendlichen hierzulande von einem Jodmangel betroffen. Ursache ist unter anderem der geringe Anteil an jodiertem Speisesalz in verarbeiteten Lebensmitteln. „Sie liefern 80 bis 90 Prozent der täglichen Salzzufuhr. Aber weniger als ein Drittel dieser Lebensmittel enthält Jodsalz“, erläutert Professor Thomas Remer, Senior Scientist und Ernährungsendokrinologe am Studienzentrum DONALD Studie Dortmund der Universität Bonn. Remer, der auch stellvertretender Sprecher des AKJ ist, bezieht sich auf die Ergebnisse einer weiteren aktuellen Untersuchung. Diese Studie [2] im Auftrag des BMEL zur Verwendung von Jodsalz zeige, dass nur 28,5 Prozent der salzhaltigen Lebensmittel jodiertes Speisesalz enthalten.

„Für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist dieser Trend kritisch“, mahnt der Berliner Kinderendokrinologe und ebenfalls AKJ-Beiratsmitglied Dr. Klaus-Peter Liesenkötter. Zu den möglichen Folgen gehören körperliche und neuronale Entwicklungsstörungen, verminderte kognitive Leistungsfähigkeit sowie langfristig Beeinträchtigungen der Schilddrüsengesundheit. Um diesem Trend effektiv entgegenzuwirken, verweisen die Experten auf drei zentrale Forderungen des AKJ: Für Lebensmittelhandwerk und Industrie sollte gelten: Wenn Salz, dann Jodsalz!

Nach dem Schweizer Vorbild sollte außerdem die Jodkonzentration im Salz (derzeit 20 Mikrogramm) auf 25 Mikrogramm Jod pro Gramm Salz angehoben werden. Drittens sollten Anstrengungen unternommen werden, um die Aufklärungsarbeit auf gesellschaftlicher und politischer Ebene zu intensivieren. Denn die Vermutung, dass Jodmangel in Deutschland kein Thema mehr ist, gilt angesichts der KiGGS-Ergebnisse als nicht mehr haltbar, so das eindeutige Resümee der drei AKJ-Experten in München.

Quellen:

1. Hey I., Thamm M., Thamm R. (2019) Monitoring der Jodversorgung bei Kindern und Jugendlichen, Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2), Robert Koch-Institut.

2. Bissinger K. et al. (2019) Repräsentative Markterhebung zur Verwendung von Jodsalz in handwerklich und industriell gefertigten Lebensmitteln. Abschlussbericht zum Forschungsprojekt zur Bereitstellung wissenschaftlicher Entscheidungshilfe für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

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Quelle: Arbeitskreis Jodmangel