Resteverwertung in den Küchen Europas

Von der Minestrone bis zum Ratatouille – die kulinarische Vielfalt Europas zeigt sich auch in der Küche eindrucksvoll. Wer Reste vermeiden will, findet beim Blick über die Grenze schnell kreative Verarbeitungsmöglichkeiten. Zu gut für die Tonne! hat zur Inspiration einige der beliebtesten Beste-Reste-Rezepte Europas zusammengestellt.

In Europa werden pro Jahr rund 90 Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgt. 53 Prozent davon werfen die privaten Haushalte weg. Die Mitgliedsländer der EU sind aufgefordert, Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen festzulegen, einschließlich Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen. Was aber kann jede und jeder Einzelne tun, um weniger Lebensmittel wegzuwerfen? Um Reste in der Küche zu verwerten, lassen sich die Europäerinnen und Europäer eine Menge einfallen. Die folgenden Gerichte repräsentieren nicht nur die reichhaltige Küche Europas, sondern zeugen auch von der Kreativität wertschätzender Esskulturen.

Pizza: Alles kann, nichts muss  Wo genau die Pizza ihren Ursprung hat und welche Variante das Original ist, werden wir wohl niemals erfahren. Eines ist aber sicher: Die Pizza ist ein unschlagbar flexibler Resteverwerter. Der Teig besteht aus Mehl, Salz, Öl und etwas Hefe. Beim Belag sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Die Basis aus Tomatensoße und Käse schmeckt mit Fleisch- und Fischresten oder diversen Gemüsen ebenso gut wie mit süßlichem Belag wie beispielsweise Ananas. Und wenn das Blech doch einmal zu üppig bemessen war, hat auch kalte Pizza vom Vortag ihren Reiz. Ansonsten lässt sie sich auch bei niedriger Temperatur in einer Pfanne mit Deckel aufwärmen.

Nicht unähnlich ist der Flammkuchen: Ohne Tomatensoße, dafür mit Sauerrahm bestrichen, wird die Variante aus dem Elsass klassisch mit Speck und Zwiebeln belegt. Aber auch mediterrane Variationen mit Tomaten, Resten von Paprika, Käse oder Rucola schmecken hervorragend – ebenso wie süße Flammkuchen mit Birnen und Nüssen oder Äpfeln und Zimt.

Resteretten auf Französisch: Ratatouille und Quiche

Die französische Küche steht auf der ganzen Welt für Qualität und Genuss. Neben ausgefeilten Kompositionen zeigt so mancher Klassiker, dass auch einfachste Zutaten und Lebensmittelreste das Zeug zum schmackhaften Gericht haben. Der berühmte Gemüseeintopf Ratatouille stammt ursprünglich aus dem Süden Frankreichs. Für ein klassisches Ratatouille werden Paprika, Zwiebeln, Zucchini, Auberginen, Tomaten und Knoblauch zusammen in einem Topf gekocht.

Das Gute: Vor allem in den Sommermonaten kann man viele dieser Zutaten auch hierzulande im Garten oder auf dem Balkon selbst ziehen. Außerdem ist Ratatouille eine schnelle und einfache Verwertungsmöglichkeit für nicht mehr ganz frisches oder leicht schrumpeliges Gemüse. Wie ein echtes französisches Ratatouille gelingt, verrät unsere Rezeptdatenbank.

Daneben lockt die Quiche zur schnellen und unkomplizierten Verwertung von Gemüseresten. Für den Teig reichen etwas Mehl, Eier, Backpulver, Wasser und Salz aus. Belegen kann man den Mürbeteig mit fast allem, was das Gemüsefach so hergibt. Gesetzt sind Zwiebeln oder Lauch und Knoblauch. Dazu passen Paprika, Zucchini, Aubergine, Karotte, Pilze und vieles mehr. Quiche schmeckt sowohl warm und direkt aus dem Ofen als auch als kalter Snack. Ein schnelles Gemüsequiche-Rezept ist hier zu finden.

Soljanka: Flexible Landküche aus Osteuropa

Ursprünglich aus Osteuropa, hat es die Soljanka auch in ostdeutschen Bundesländern und damit im deutschsprachigen Raum zu einiger Bekanntheit gebracht. Aufbauend auf einer flüssigen Basis aus Krautsud, saurer Sahne und Gurkenlake können bei dieser nahrhaften ehemaligen Bauernspeise diverse Zutaten kombiniert werden. Die Haupteinlage besteht in der Regel aus Fleisch, Fisch oder Pilzen. Dazu können Zwiebeln, Tomaten, Paprika, aber auch Oliven und Kapern Verwendung finden. Das Rezept ist über die Jahrhunderte und regional stark variiert worden, doch eine Konstante bleibt: Man kocht mit dem, was da ist.

Altes Brot: Gaumenschmaus statt Entenfutter

Fast jedes Land hat seine bevorzugte Brotart – und alle werden sie bei zu langer Lagerung irgendwann hart. So wundert es nicht, dass es in den unterschiedlichen Esskulturen Europas ganz verschiedene Einfälle zur Verwertung von altem Brot gegeben hat.

Das in Deutschland als „Arme Ritter“ bekannte Gericht funktioniert am besten mit Weißbrot, das häufig schon nach ein bis zwei Tagen Lagerung hart und trocken wird. Zur Zubereitung werden die Brötchen oder das Baguette in Scheiben geschnitten und in einer Mischung aus Milch und Eiern angebraten. Wer es mediterraner mag, kann sich an einem Brotsalat versuchen. Hierzu wird das überschüssige Brot in Würfel geschnitten, in einer Pfanne mit Öl angebraten und danach mit Gemüseresten nach Wahl zu einem Salat vermengt. Auch hier kann frei improvisiert werden.

Zu gut für die Tonne!

Jährlich fallen in Deutschland entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an, sechs Millionen davon allein in Privathaushalten. Wie Verbraucherinnen und Verbraucher die Lebensmittelverschwendung reduzieren können, zeigt Zu gut für die Tonne! bereits seit 2012. Mit der in 2019 beschlossenen Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung rückt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft neben den Privathaushalten auch die Sektoren Primärproduktion, Verarbeitung, Groß- und Einzelhandel sowie Außer-Haus-Verpflegung stärker in den Fokus.

Ziel ist es, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in Deutschland auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und Lebensmittelabfälle entlang der Produktions- und Lieferkette zu verringern. Unter www.zugutfuerdietonne.de finden Interessierte Fakten zur Lebensmittelverschwendung, Tipps für einen nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln sowie kreative Rezepte für beste Reste.

Quelle: Zu gut für die Tonne!