Für mehr Ernährungsgesundheit: faire Ernährungsumgebungen gestalten – Krankheiten eindämmen

Richtige Ernährung ist der Schlüssel für ein längeres, gesundes Leben. Bei 17 Prozent der Bevölkerung in Europa sind Ernährungsrisiken verantwortlich für verlorene Lebensjahre.

Und weltweit kann jede fünfte Todesursache mit ungesunder Ernährung in Verbindung gebracht werden. Diese beunruhigenden Zahlen nannte João Breda vom Europabüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte November 2020 bei einer gemeinsamen Dreiländertagung der Ernährungsgesellschaften für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

„Unser Hauptproblem sind die sogenannten nichtübertragbaren Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Störungen, Krebs, Diabetes und chronische Atemwegsleiden, die europaweit für 89 Prozent aller vorzeitigen Todesfälle verantwortlich sind“, sagte Breda, der bei der Onlinetagung. „Bis 2030 wollen wir diese Art vorzeitiger Todesursachen um ein Drittel reduzieren.“

Zwar gebe es in Europa erste Fortschritte, aber noch viel Luft nach oben. Maßnahmen zur Reduktion von Salz, Zucker und Transfettsäuren in Lebensmitteln und Verbesserungen bei der Kinderernährung zeigten Wirkung. Jedoch fehle es in vielen europäischen Ländern an einer noch ambitionierteren ganzheitlichen Ernährungspolitik, um das von der WHO gesteckte Ziel zu erreichen. Dazu seien Strategien notwendig, die gleichermaßen die Ernährungsgesundheit der Menschen wie eine umweltbezogene Nachhaltigkeit in den Blick nehmen.

Dafür bietet das WHO-Regionalbüro den Regierungen praktische Unterstützung an, wie z.B. das „CLICK“-Tool zur Überwachung und Einschränkung der digitalen Vermarktung ungesunder Produkte an Kinder und Jugendliche. Für Breda sind Landwirtschaft und Lebensmittelsicherheit Eckpfeiler der Ernährung – und eine gute Ernährung zudem der Schlüssel, um eins der weltweit zentralen Ziele zur nachhaltigen Entwicklung umzusetzen: Gute Gesundheit und Wohlergehen.

Aus deutscher Sicht unterstützte Gesundheitspsychologin Britta Renner von der Universität Konstanz diese ernährungspolitischen Zielvorgaben, denn für die Erreichung von globalen und deutschen Nachhaltigkeitszielen wird zunehmend auch der Ernährung eine wichtige Rolle zugesprochen. Dabei hob sie die Bedeutung der Ernährungsumgebung hervor: „Jeden Tag treffen wir rund 200 Entscheidungen – was, wie viel, wann, wo und mit wem wir essen. Aber viele dieser Entscheidungen werden im Auto-Pilot-Modus getroffen, das heißt habituell und unbewusst.“

Deshalb hat der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in einem Gutachten zur nachhaltigeren Ernährung den zentralen Fokus auf diese Ernährungsumgebung gelegt, die das Konsum- und Essverhalten entscheidend prägt. „Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, beeinflusst unsere Gesundheit, Lebensqualität und unser Wohlbefinden. Verschiedene Lebensmittel tragen dabei einen nicht unerheblichen sozialen, klima- und tierbezogenen Fußabdruck“, so Professorin Renner.

„Diese weitreichenden Einflüsse sind Verbrauchern und Verbraucherinnen, aber auch politischen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen häufig nicht bewusst.“ Renners zentrale Forderung lautete daher, faire Ernährungsumgebungen aktiv zu gestalten, die erstens auf die Menschen abgestimmt sind, und uns zweitens „mehr und leichtere Wahlmöglichkeiten für eine nachhaltigere Ernährung bieten“.

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Quelle: Heiko Zentgraf, BZfE