„Hybridfleisch“: Wie sinnvoll sind die neuen Angebote im Handel?

Fleischerzeugnisse mit Gemüseanteilen werden von Discountern und Supermärkten angeboten. Was steckt darin und worauf sollten Sie achten?

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei den „Hybridfleisch“-Produkten, die jetzt im Handel zu finden sind, handelt es sich um eine Mischung aus Fleisch mit anderen Zutaten – in der Regel Gemüse.
  • Diese Produkte können dabei unterstützen, weniger Fleisch zu essen und sich gesünder und nachhaltiger zu ernähren. Doch ihr Beitrag sollte nicht überschätzt werden.
  • „Hybridfleisch“-Produkte im Handel enthalten meist Fleisch aus weniger tiergerechten Haltungsformen.
  • Sie können solche Fleischerzeugnisse leicht selbst herstellen und dabei Fleisch aus besserer Tierhaltung verwenden.

Zum Start ins neue Jahr fassen viele Menschen gute Vorsätze. Nicht selten geht es dabei um Gesundheit und Ernährung. Zu einer gesunden Ernährung gehört unter anderem ein deutlich geringerer Fleischverzehr als aktuell im deutschen Durchschnitt üblich ist. Darum – und oft auch für den Tierschutz oder Klima- und Umweltschutz – wollen viele Verbraucher:innen weniger Fleisch essen.

Dazu muss man heutzutage nicht viel am Menüplan ändern, denn für sehr viele fleischige Produkte gibt es vegane oder vegetarische Alternativen. Dabei kommen ganz unterschiedliche Zutaten zum Einsatz wie zum Beispiel Soja, Weizen, Erbsen, Jackfrucht oder Milch. Wer will, kann also das „normale“ Schnitzel durch ein Sojaschnitzel ersetzen, den Rindfleischburger durch einen Burger auf Basis von Erbseneiweiß und die Schweinefleisch-Salami durch eine auf Weizengrundlage.

Die heute angebotenen Ersatzprodukte haben glücklicherweise nicht mehr viel mit den ersten vegetarischen Bratlingen der 1980-er Jahre gemeinsam: In Konsistenz und Geschmack haben sie sich enorm verbessert und einige nähern sich immer weiter dem Fleisch an. Manchmal bemerken selbst ausgesprochene Fleischfans nicht, dass sie gar kein Fleisch gegessen haben.

Aber bisher können die Ersatzprodukte nicht alle zufriedenstellen, die den Fleischgeschmack lieben. Das ist für viele Anlass, doch mehr Fleisch zu essen, als sie eigentlich wollen. Diese Personen nehmen Lebensmittelindustrie und Handel jetzt verstärkt in den Blick und bieten „Hybridfleisch“-Produkte an.

Was ist „Hybridfleisch“?

Laut Duden bedeutet Hybrid eine Mischung oder ein Gebilde aus zwei oder mehreren Komponenten. Bei „Hybridfleisch“-Produkten handelt es sich also um eine Mischung aus Fleisch mit anderen Zutaten, in der Regel mit Gemüse. Dabei können Art und Menge des Gemüsezusatzes sehr unterschiedlich sein. Die aktuell im deutschen Lebensmittelhandel angebotenen Hybridfleischprodukte enthalten zwischen 40 und 69 Prozent Fleisch und zwischen 8 und 40 Prozent Gemüse (soweit uns bekannt).

Pluspunkte von „Hybridfleisch“-Produkten

Durch den Fleischanteil können Hybridfleischprodukte fleischähnlicher schmecken als fleischfreie Alternativen. So können sie möglicherweise auch diejenigen Personen dabei unterstützen, weniger Fleisch zu essen, denen das bisher nicht gelungen ist, weil ihnen die anderen Ersatzprodukte nicht geschmeckt haben.

Da gegenüber den „normalen“ Fleischprodukten ein erheblicher Anteil Fleisch eingespart wurde, schneiden die Hybridfleischprodukte besser ab bei Treibhausgasemissionen, Flächen- und Wasserverbrauch. Und auch hinsichtlich des Tierschutzes: Da weniger Fleisch nötig ist, müssen weniger Tiere aufgezogen und geschlachtet werden.

Nicht zuletzt leistet der geringere Fleisch- und höhere Gemüseanteil einen Beitrag zur gesünderen Ernährung. Wir empfehlen allerdings einen Blick auf die Zutatenliste, welche Zutaten außer dem beworbenen Fleisch- und Gemüseanteil noch in den Hybridprodukten enthalten sind.

Kritikpunkte an den aktuellen „Hybridfleisch“-Angeboten

Der Fleischanteil stammt überwiegend aus wenig tiergerechter Haltung: „Hybridfleisch“-Produkte mit Biofleisch oder Fleisch aus den Haltungsformen 3 und 4 sind eine Ausnahme. Es besteht eine gewisse Gefahr, dass der Beitrag dieser Produkte zum Tierschutz, Klima- und Umweltschutz überschätzt wird: Gegenüber fleischfreien Ersatzprodukten schneiden die „Hybridfleisch“-Produkte in all diesen Aspekten schlechter ab.

Und wenn die vermeintlich „super tier- und umweltfreundlichen gesunden Hybridfleischprodukte“ gar sehr viel häufiger auf den Tisch kommen als bisher Fleisch und Wurst, könnte das schlimmstenfalls sogar zu einem höheren Fleischkonsum führen.

Alternativen zu „Hybridfleisch“-Produkten

Wenn Sie den Fleischanteil nicht missen wollen, so können Sie gerade bei Hackfleisch und Burger-Patties das Hack selbst mit geraspeltem Gemüse mischen. Das ist preiswerter und sie können nach Belieben mit den Gemüsearten und -mengen variieren. Und: Sie wissen ganz genau, was drin ist.

  • Geeignete Gemüse gibt es unzählige, z. B. Paprika, Zucchini, Gurken, Zwiebeln, Tomaten, Auberginen, Pilze, aber auch Erbsen, Möhren, Mais oder Rosenkohl. Hülsenfrüchte wie Kidney-Bohnen oder rote Linsen sind ebenfalls gut geeignet. Wer eine süß-saure Note mag, kann es auch mit Obst wie Äpfeln, Birnen, Pfirsich, Aprikosen probieren.
  • Auch Fleischpfannen, Geschnetzeltes, Ragout oder Gulasch lassen sich prima mit Gemüse strecken.
  • Gefüllte Gemüse wie Paprikaschoten oder Kohlrabi müssen nicht immer mit einer reinen Fleischmasse gefüllt werden, hier passen auch Mischungen mit Kartoffelstückchen, geriebenen Möhren oder Zucchini, Reis und anderem Getreide. Auch Aufläufe benötigen (wenn überhaupt) nur kleine Fleischmengen, oft reichen kleine Reste.

Selbstgemachtes „Hybridfleisch“ hat den Vorteil, dass Sie selbst bestimmen können, aus welcher Tierhaltungsform das Fleisch stammt.

Muss es immer Fleisch oder Fleischersatz sein? Es gibt viele leckere Rezepte, die komplett ohne Fleisch auskommen. Beispiele aus der deutschen Küche sind Gemüseeintöpfe, Reibekuchen mit Apfelkompott, Käsespätzle, Pellkartoffeln mit Quark oder Frankfurter grüner Soße, Milchreis – na, läuft Ihnen schon das Wasser im Mund zusammen? Und wenn Sie dann noch in andere Länderküchen schauen, finden Sie unendlich viele Rezepte, die ganz ohne Fleisch auskommen – da ist ganz sicher für jeden Geschmack etwas dabei. Oder Sie werfen einen Blick in unsere vegetarischen und veganen Rezepte.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW