Mythoscheck: „Das Beste von Obst und Gemüse steckt unter Schale!“

Man liest und hört es immer wieder: „Das Beste von Obst und Gemüse steckt unter Schale!“

Doch was ist dran an diesem Mythos? Ist „Schale-mitessen“ wirklich so gesund wie immer behauptet wird? Oder einfach nur Quatsch? Die nachfolgenden FAQ liefern alles Wissenswerte.

 

Welche Obst- und Gemüseschalen sind essbar und welche sollte man besser nicht essen?

Grundsätzlich sollte man alle Schalen meiden, die man nicht mag, weil sie einem nicht schmecken. Besonders vom Verzehr abzuraten ist von Schalen, die man darüber hinaus auch nicht verträgt, also die Verdauungsprobleme verursachen wie Blähbauch, Schmerzen, Krämpfe oder gar Durchfall. Im Prinzip ist das intuitiv recht leicht, denn: Je dicker und zäher die Schalen, desto ungenießbarer – wer isst schon Orangen-, Bananen-, Ananas- oder Avocadoschalen? Niemand. Die dünneren Vertreter sowohl beim Obst als auch Gemüse, wie Gurken-, Kartoffel- oder Apfelschalen, sind hingegen reine Geschmackssache. Wer sie gerne mitisst, weil sie lecker schmecken, fein, wer nicht, der verpasst überhaupt nichts.

Welche wichtigen Nährstoffe sind in Obstschalen enthalten und unterscheiden sie sich von Inhaltsstoffen im Fruchtfleisch?

Es wird immer noch gerne behauptet, das „Beste stecke in der Schale“, um die Menschen (aus welchen Gründen auch immer) zum Schalen-Mitverzehr zu bewegen – aber das ist Nonsens. Auch wenn in den Schalen Vitamine, Mineralstoffe oder bioaktive sekundäre Pflanzenstoffe nachgewiesen werden: Diese „Nährstoffquelle“ ist weder relevant noch nötig, sie ist einfach vernachlässigbar und als „nice to have“ zu sehen – und zwar nur, wenn man sie wirklich gerne isst. Generell gilt: Kein Mensch braucht Schalen in einer ausgewogenen Ernährung oder zur Erhaltung der Gesundheit. Im Fruchtfleisch hingegen sind insgesamt viel mehr Nährstoffe enthalten, insbesondere der leckere Fruchtzucker – daher mögen wir die vielen süßen Früchte so gerne; auch die ohne Schale, wie z.B. Erdbeeren. Und: Fruchtfleisch allein lassen wir uns auch gerne schmecken, Schalen alleine hingegen nicht. Diese intuitive Selektion unseres Körpers ist das klarste Statement zum unterschiedlichen Nährwert von Schale und Fruchtfleisch.

Ist der Verzehr von Obstschalen wirklich gesund?

Es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege, dass „Schalenesser“ weniger Krankheiten und Herzinfarkte bekommen oder gar länger (gesünder) leben. Daher lässt sich auch keine wissenschaftlich gesicherte Aussage treffen, wie gesund Obstschalen sind. Das gehört ins Reich der Hypothesen und Spekulationen.

Gegenfrage: Kann der Verzehr von Obstschalen denn auch ungesund sein?

Durchaus – und zwar immer dann, wenn ich etwas esse, was ich nicht vertrage, also schlecht bis gar nicht verdauen kann. Dann gibt es Magen-Darm-Probleme. Darüber hinaus können die Schalen immer noch Reste von Pestiziden, Fungiziden oder anderen Schädlingsbekämpfungsmitteln enthalten – ein hoher Verzehr davon, z.B. bei Rohkost-Fanatikern, deren Nahrung hauptsächlich aus frischem Obst und Gemüse besteht, das nicht gewaschen wird, könnte vielleicht langfristig problematisch sein. Aber das sind Extremfälle. Bei Verzehr normaler Mengen Schalenobst, das gewaschen wurde, spielen diese minimalsten (abgewaschenen) Rückstände in der Regel keine Rolle.

Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.