Jung & schlank: Spermidin & Pyruvat sei Dank!?

In der Welt der Ernährung und Gesundheit gibt es immer wieder neue Trends und Entdeckungen.

Doch was steckt wirklich hinter Begriffen wie Pyruvat und Spermidin? Und wie können wir diese Erkenntnisse nutzen, um gesund und fit zu bleiben? Unser Experte für Ernährung, Uwe Knop, nimmt diese Themen unter die Lupe und gibt Einblicke in die neuesten Forschungsergebnisse.

Was ist Pyruvat und welche Rolle spielt es als „Abnehmbooster“?

Pyruvat entsteht als natürliches Zwischenprodukt, wenn unser Körper Kohlenhydrate verstoffwechselt. Dieses „Salz der Brenztraubensäure“ erfüllt vielfältige Funktionen – u.a. transportiert es Fette in die Mitochondrien („Kraftwerke“) der Muskelzellen, wo sie der Energiegewinnung dienen. Daher werben viele Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller damit, dass  es den Muskelaufbau verbessern und beim Abnehmen helfen soll. Pyruvat wird daher oft auch als „potentes Schlankheitsmittel“ positioniert. Fakt ist: Derzeit gibt es keine Studien, die die Wirksamkeit von Pyruvat-Pillen kausal belegen. Eine Studienanalyse zeigte zwar, dass die Pyruvat-Einnahme das Körpergewicht senken konnte – jedoch mit doppelter Einschränkung: Der Effekt war klein und die klinische Relevanz unklar. Hinzu kommt: Es gibt derzeit kaum Sicherheitsdaten und so weiß niemand. ob eine langfristige Einnahme gesundheitlich unbedenklich ist. Für viele Menschen mit Übergewicht klingt es leider jedoch noch immer verlockend, auf „super-einfache“ Schlankheitspillen zu vertrauen. Aber nachhaltiges Abnehmen geht anders. Wie, das erfahren Sie hier

Wie kann Spermidin zur Verjüngung und Langlebigkeit beitragen?

Wie Pyruvat wird auch Spermidin in unserem Körper selbst gebildet. Daher kommt auch der Name: Er ist von der männlichen Samenflüssigkeit „Sperma“ abgeleitet, denn darin wurde die Substanz entdeckt. Spermidin ist aber auch in anderen Körperzellen vorhanden. Als derzeitige „Hauptaufgabe im Forscherfokus“ regt es die zelluläre Müllabfuhr an („Autophagie“), was zur Selbstreinigung und „Verjüngung der Zellen“ beitragen soll. Daher gehen „Spermidin-Freunde“ davon aus, dass eine spermidinreiche Ernährung mit einer höheren Lebenserwartung und erhöhter Gesundheit verbunden ist. Doch auch hier gilt: Es gibt keinen Beweis im Sinne „harter Kausalevidenz“, dass weder viel Spermidin-essen noch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel zur Verjüngung und Langlebigkeit beitragen.

Welche Ernährungsstrategien können uns helfen, schlank und jung zu bleiben?

Dazu gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Diesen Weg muss jeder für sich selbst finden und gehen. Am wahrscheinlichsten ist es wohl, wenn man im Einklang mit seinem Körper und Geist natürlich intuitiv isst. Aber ob auch die „beste Ernährung der Welt“ hilft, schlank und jung zu bleiben, das bestimmen maßgeblich unsere Gene.

Welche neuesten Erkenntnisse gibt es in der Longevity-Forschung und wie können wir diese in unseren Alltag integrieren?

So schön es auch wäre: Die Wissenschaft hat bis dato keine belastbaren Beweise („Kausalevidenz“) geliefert, wie wir gesichert „länger gesund und schlank“ leben können. Es liegen nur vage Hypothesen und Vernutungen vor, die je nach Anbieter von Büchern, Pillen oder Ideologien oft massiv überinterpretiert werden. Und das kommt besonders gerne im Bereich Ernährung vor. Ein Blick in die Glaskugel liefert ähnlich valide Antworten.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.