Panazee Kaffee: Das unterschätzte Allheilmittel?

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Kaffee, das Lieblingsgetränk der Deutschen, könnte mehr als nur ein morgendlicher Wachmacher sein. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet die gesundheitlichen Vorteile des regelmäßigen Kaffeekonsums.

Von Diabetes über Depressionen bis hin zu Herzerkrankungen – zahlreiche Studien zeigen positive Zusammenhänge zwischen Kaffee und Gesundheit. Doch wie beeinflusst Kaffee unseren Stoffwechsel und kann er sogar zur Gewichtsabnahme beitragen? Und welche Rolle spielt die Art der Kaffeezubereitung für die gesundheitlichen Auswirkungen? Knop gibt Antworten auf diese und weitere Fragen und räumt mit gängigen Mythen auf.

Welche gesundheitlichen Vorteile kann der regelmäßige Konsum von Kaffee haben?

Der Deutschen liebstes Getränk (noch vor Wasser!) könnte gemäß Erkenntnissen zahlreicher Beobachtungsstudien ein wahres Allheilmittel sein. Und diese Panazee steht nicht nur in Zusammenhang mit weniger Erkrankungen, sondern sie scheint auch Einfluss auf den härtesten aller klinischen Endpunkte zu haben, auf die medizinische Goldwährung: Mortalität (Sterblichkeit). Gleich drei paneuropäischen Großstudien zufolge leben Kaffeetrinker länger – und das sogar mit Dosis-Wirkungs-Beziehung (mit jeder Tasse bis vier stieg die Lebenserwartung) – das gibt es in der Ernährungsforschung fast nie. Die Panazee-Kaffee-Studienlage war bereits 2018 dermaßen beeindruckend, dass die Deutsche Presse-Agentur (dpa) damals einen großen Artikel mit der Überschrift versah „Gibt es Kaffee bald auf Rezept?“

Also gib es Studien, die einen Zusammenhang zwischen Kaffee und Erkrankungen aufzeigen?

Aber hallo – fast alle der Dutzenden Kaffeestudien der jüngeren Vergangenheit zeigen positive Zusammenhänge. Demnach „schützt“ Kaffee vor Diabetes, Depressionen, Krebs, Alzheimer, Gicht, Schlaganfall und Herzerkrankungen. Und im renommierteren Journal of the American College of Cardiology erschien bereits 2018 ein Ernährungsleitfaden für Herzspezialisten, in dem steht: „Moderater Kaffeekonsum reduziert das Schlaganfall-, Diabetes- und Sterberisiko.“ Die Mediziner formulieren das sogar als: Kausalaussage. Wenn Ihr Kardiologe Ihnen also demnächst „drei Tassen Kaffee“ täglich empfiehlt, dann hält er sich an diesen offiziellen amerikanischen Mediziner-Leitfaden. Hoch die Tassen! Das große Aber: Ob diese Korrelationen (Zusammenhänge) auch wirklich kausal sind, diese Frage wird leider niemals jemand beantworten können – denn die Limitierungen der Ernährungsforschung sind extrem weitreichend. Details dazu finden Sie hier.

Wie kann Kaffee den Stoffwechsel beeinflussen und zur Gewichtsabnahme beitragen?

Kaffee mit Koffein wirkt anregend auf Psyche und Stoffwechsel, deshalb gilt er als klassischer Wachmacher. Aber ob dies sichtbar und vor allem nachhaltig zu Gewichtsverlust führt, das weiß niemand. Einen neuen Körper zu formen, das ist harte und langfristige Arbeit – denn nachhaltiges Abnehmen ist von einer dauerhaften Veränderung des gesamten Lebensstils abhängig. Der Schlüssel liegt in einer ausgewogenen, persönlich passende Ernährungsumstellung, regelmäßiger körperlicher Aktivität, die Spaß macht und oft in nachhaltigen Verhaltensänderungen. Extreme Diäten können zu Nährstoffmangel, Unausgewogenheit und einem Jo-Jo-Effekt führen. Alles Wesentliche nicht nur zum erfolgreichen Abnehmen, sondern vor allem deutlich anspruchsvolleren Gewichthalten, zum Schlankbleiben, das finden Sie hier.

Welche Rolle spielt die Art der Kaffeezubereitung für die gesundheitlichen Auswirkungen?

Das ist und bleibt reine Spekulation, Genauso wie die Frage, ob Kaffee mit oder Koffein gesünder ist. Ergo trinken Sie Kaffee am besten so zubereitet, wie Sie ihn am liebsten mögen – dann ist für Sie persönlich die Wahrscheinlichkeit, Ihren Kaffee als „maximal potenten Gesundheitstrank“ zu genießen, am höchsten.

Wie wäre es daher mit einer neuen Kampagne „5 am Tag“: Kaffee & Schokolade statt Obst und Gemüse?

Absolut ja! Auch wenn es hier genauso an harter Evidenz mangelt, so liegen doch viele gesunde Korrelationen vor, oft gar mit Dosis-Wirkung-Beziehung – und hinzukommt: Im Gegensatz zu Brokkoli und Sellerie mögen die meisten Menschen Kaffee und Schokolade sehr gerne! Die Datenlage von bis zu 6 Tassen Kaffee am Tag spricht in keiner Weise dagegen – ganz im Gegenteil: alle Korrelationen sind klare Indikatoren für eine solche Kampagne. Dito bei der Schokolade. Auch hier beobachteten zahlreiche Studien positive Zusammenhänge zwischen Schokoladenkonsum und relevanten Gesundheitsparametern: So ergab eine Untersuchung die inverse Korrelation von Schokoladenverzehr und Diabetes Typ 2, d.h.: Teilnehmer, die nie oder kaum Schokolade aßen, hatten ein fast doppelt so hohes Risiko, im Fünf-Jahres-Beobachtungszeitraum an Diabetes zu erkranken wie Probanden, die öfter als einmal pro Woche Schokolade aßen. Die gleiche Studiengruppe zeigte mit steigendem Schokoladenverzehr auch verbesserte Hirnleistungen. Andere Publikationen lieferten die Erkenntnis, dass Schokoladen-Konsum mit einem niedrigen Risiko sowohl für Herz-Durchblutungs-Störungen und Herzinfarkt als auch für geistigen Abbau verbunden ist. Mehr zurr „gesunden Schokolade“ gibt es hier.

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Dieser Beitrag erschien zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop at den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.