Eier erhöhen den Cholesterinspiegel – ein Mythos stirbt nicht aus, sollte er aber!

Jeder „weiß“ es: Eier erhöhen den Cholesterinspiegel – doch das ist ein weit verbreiteter Mythos, der viele Menschen noch immer verunsichert.

Der evidenzfokussierte Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. erklärt warum die Sorge um den Cholesteringehalt von Eiern unbegründet ist und die aktuellen Ernährungsempfehlungen der DGE defimnitiv nicht „das Gelbe vom Ei“ sind.

Erhöhen Eier wirklich den Cholesterinspiegel im Blut?

Vor dem zweiten oder gar dem ersten Frühstücks-Ei wird immer wieder eindringlich von „Gesundheitsaposteln“ gewarnt, die sich um die Volksgesundheit sorgen, denn: Eier würden besonders viel Cholesterin liefern. Damit verbunden wird dann die Gefahr, dass der Eier-Verzehr den Cholesterinspiegel in ungesundem Maß erhöht. Doch das ist und bleibt ein Mythos: „Diese Sorge ist unbegründet. Denn der Cholesteringehalt eines einzelnen Nahrungsmittels beeinflusst den Cholesterinspiegel im Blut wenig. Im Wesentlichen ist der Cholesterinstoffwechsel genetisch determiniert, also ererbt aus der Familie“, bestätigte jüngst im April 2024 der Herzkreislauf-Mediziner Prof. Dr. Ulrich Laufs vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.

Also braucht niemand Angst vor Eiern zu haben, obwohl jüngst die DGE jetzt nur ein einziges Ei pro Woche empfiehlt?

Korrekt – es existiert kein wissenschaftlicher Beweis, dass der Verzehr von Eiern Krankheiten verursacht der fördert. Auch wie sich Eier konkret auf den Cholesterinspiegel auswirken, lässt sich wissenschaftlich nicht beantworten, Sicher ist, dass der Cholesterinspiegel im Blut in erster Linie durch die Leber reguliert wird und nicht durch Darm und Ernährung. Nur ein Drittel des Cholesterins nimmt der Körper über die Nahrung auf. Zwei Drittel des Blutfetts stellt er über die Leber selbst her. Auch deshalb gibt es keine wissenschaftlich gesicherte, gesundheitlich bedenkliche „Eier-Obergrenze“. Generell sind die neuen Empfehlungen der DGE nicht mehr als mathematische Rechenspielchen ohne praktische Relevanz. Kein gesunder Mensch braucht Ernährungsregeln.

Und wie sieht es mit anderen cholesterinhaltigen Lebensmitteln aus?

Die gelten dahingehend schon lange als unproblematisch – auch wenn Cholesterin an sich das Risiko für verkalkte Arterien und somit für Schlaganfall oder Herzinfarkt erhöhen kann, wenn es sich in größeren Mengen im Blut ansammelt. Daher hielt sich der Mythos, Eier und Co. seien „schlecht fürs Herz“ auch sehr lange – aber bereits 2015 vollzogen amerikanische Wissenschaftler in ihren Empfehlungen  eine 180°-Kehrtwende: Sie bewerten Cholesterin aus Lebensmitteln seitdem nicht mehr als Gesundheitsgefahr. Daher wird in den offiziellen US-Ernährungsratschlägen nicht mehr vor Lebensmitteln und Mahlzeiten mit hohem Cholesteringehalt gewarnt – einfach, weil es „keinen nennenswerten Zusammenhang zwischen Cholesterin in Lebensmitteln und dem Cholesterinspiegel im Blut“ gibt. So sehen es auch die deutschen Herzforscher. Das Thema ist also schon seit fast zehn Jahren „abgefrühstückt“.

Also passen Eier auch in eine gesunde Ernährung?

Auf jeden Fall. Aber nur, wenn man Eier wirklich gerne isst und sie gut verträgt. Denn generell gilt: Die gesündeste Ernährungsform ist immer absolut individuell – und völlig unabhängig von einzelnen Lebensmitteln. Denn niemand braucht Eier. Daher ist es viel wichtiger, auf den eigenen Körper zu hören, Hunger und Sättigung und vor allem die individuelle Verträglichkeit zu kennen und zu beachten. Die beste, auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Empfehlung bietet die natürlichste Ernährungsform überhaupt: Das intuitive Essen Hier gibt es keine Verbote, Verzichte oder andere „Vorgaben“, was man darf und soll. Beim intuitiven Essen ist jeder sein eigener „Ernährungscoach“ – und das ist der optimale Weg. Das Basiscredo lautet: Es gibt so viele gesunde Ernährungen, wie es Menschen gibt, denn jeder Mensch is(s)t anders. Gut zu wissen: Es gibt für keine der derzeit kolportierten Besser-Esser-Hypes wie Low-Carb, vegan oder paleo einen Beweis als „beste Ernährungsform der Welt“.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.