20er-Jahre-Konsens: Gesunde Lebensmittel gibt es nicht

Wissenschaftlicher Konsens zum Start in die 20er-Jahre: Es gibt weder gesunde noch ungesunde Lebensmittel!

BZfE: „Wir brauchen keine rigiden Ernährungsregeln“ 

Obgleich in der Ernährungsforschung bei fast allen essenziellen Fragen Unklarheit herrscht, so liegt seit Sommer 2019 doch der entscheidende wissenschaftliche Konsens vor – und zwar bei der „ökotrophologischen Gretchenfrage“ schlechthin: Gibt es gesunde und ungesunde Lebensmittel!? Nein! Die sieben  großen ernährungswissenschaftlichen D-A-CH-Institutionen vertreten diesbezüglich unisono die gleiche Meinung – und so ist der Konsens von DGE (D), SGE (CH), ÖGE (A), DIfE (D), BZfE (D) sowie VDOE (D) und VEÖ (A) eindeutig einstimmig: Die starre Kategorisierung ist weder zeitgemäß noch wissenschaftlich haltbar, kurzum: „Wir brauchen keine Einteilung in gesunde oder ungesunde Lebensmittel.“ [1]

Dieser ernährungswissenschaftliche Fachkonsens „sollte in den kommenden 20er-Jahren vollumfänglich akzeptiert und zum Fundament jedweder Ernährungskommunikation werden“, empfiehlt Diplom-Ökotrophologe Uwe Knop, „Forderungen wie beispielsweise Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel sind ein Zeichen von Unkenntnis oder bewusster Ignoranz der wissenschaftlichen Datenlage. Die Jagd auf Phantome kann nun beendet werden.“

Begrüßenswert sei in diesem Kontext auch das klare Statement der Leiterin des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE), das dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) angehört – Dr. Margareta Büning-Fesel empfiehlt:  „Wir sollten wieder unserem Grundgefühl vertrauen, mehr auf den eigenen Körper hören und lernen zu reflektieren, was uns schmeckt und uns wirklich guttut. Dazu brauchen wir keine rigiden Regeln und keine Einteilung in gesunde oder ungesunde Lebensmittel. Entscheidend ist, wie viel ich wovon esse. Der Genuss darf dabei natürlich nicht zu kurz kommen …”  [2]

Jüngst untermauerte Büning-Fesel ihre Aussage: „Die  Menschen brauchen keine strikten Ernährungsregeln.“ [3] In diesem Sinne wünscht sich Knop „in den kommenden neogoldenen Zwanziger Jahren eine liberale Ernährungsaufklärung, die die individuellen Bedürfnisse, Wünsche und Verträglichkeiten des Einzelnen in den Mittelpunkt rückt – und klar macht: Es gibt so viele gesunde Ernährungen wie es Menschen gibt, denn: Jeder Mensch is(s)t anders.“

[1] Die folgende Aussagen der „Big 7“ Ernährungsinstitutionen und Ökotrophologieverbände wurden im Juli 2019 erstmals gemeinsam konzertiert in Knops Buch „Dein Körpernavigator“ publiziert (Kapitelauszug, 3 Seiten)

„Wir brauchen keine rigiden Regeln und keine Einteilung in gesunde oder und ungesunde Lebensmittel. Entscheidend ist, wie viel ich wovon esse.“ Harald Seitz, Leitung Referat Öffentlichkeitsarbeit, Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)

„Die generelle Einteilung in gesund und ungesund finden wir schwierig. Denn ob ein Lebensmittel letztendlich gesund oder ungesund ist, wird durch die aufgenommene Menge bestimmt.“ Sonja Schäche, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)

„Es gibt keine verbotenen Lebensmittel. Die Kombination der Lebensmittel im richtigen Verhältnis macht eine ausgewogene Ernährung aus.“ Thomas Krienbühl, Fachexperte Kommunikation, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE

„Lebensmittel sind nicht als ›gesund oder ungesund‹ zu werten. Entscheidend für eine ausgewogene Ernährung sind die Menge, die Kombination und die Zubereitung von Lebensmitteln.“ Mag. Alexandra Hofer, Geschäftsführung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE)

„Eine Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel halten wir nicht für sinnvoll. Entscheidend ist, wie viel ich wovon esse.“  Antje Gahl, Leitung Referat Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)

„Von ›gesunden‹ oder ›ungesunden‹ Lebensmitteln zu sprechen, greift bei der Komplexität der Ernährung zu kurz. Populistische Empfehlungen einzelner so genannter ›gesunder‹ Lebensmittel oder gar Verbote vermeintlicher ›ungesunder‹ Lebensmittel sind eher kontraproduktiv und können zu ›Consumer Confusion‹ führen.“ Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin, Berufsverband Oecotrophologie e. V. (VDOE)

„Die Beziehung zwischen Mensch und Lebensmittel ist zu komplex, um daraus eine hilfreiche Einteilung in gute und schlechte Lebensmittel ableiten zu können.“ Mag. Andreas Schmölzer, 1. Vorstandsvorsitzender, Verband der Ernährungswissenschaftler Österreichs

[2]         Kompass Ernährung; Ernährungsmythen aufgedeckt: Ausprobieren, schmecken und genießen! August 2019

[3]         BZfE-Pressemeldung: Essen nach Regeln oder Bauchgefühl: Ernährungsempfehlungen bald überflüssig? 18.12.19