Erster Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in Europa – nicht in der EU, sondern der Schweiz

Das israelische Startup Aleph Farms hat bei den Schweizer Regulierungsbehörden einen Antrag zur Zulassung von kultiviertem Fleisch eingereicht.

Dabei handelt es sich um den ersten Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in Europa. Das Produkt soll gemeinsam mit dem Handelsunternehmen Migros auf den Schweizer Markt gebracht werden, sobald es zugelassen ist.

Hierzu das Good Food Institute Europe – der führende Think Tank im Bereich kultiviertes Fleisch und alternative Proteine:

Ivo Rzegotta, Senior Policy Manager beim Good Food Institute Europe:

„Nur wenige Wochen nach der Zulassung von kultiviertem Fleisch in den USA liegt ein erster Zulassungsantrag in einem europäischen Land vor. Damit hat die Schweiz die Chance, zum Vorreiter für kultiviertes Fleisch in Europa zu werden und den Weg für andere Länder zu bereiten. Sobald das Produkt die Sicherheitsprüfung durchlaufen hat und von den Behörden zugelassen wurde, können die Schweizer Rindfleisch essen, das mit deutlich weniger Treibhausgasemissionen und ohne Belastungen für die Umwelt hergestellt wurde.”

„Es ist bemerkenswert, dass der erste Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in Europa nicht etwa in Brüssel, sondern in der Schweiz gestellt wurde. Gegenwärtig senden die Regierungen in der EU widersprüchliche Signale: Während die Niederlande den Sektor aktiv fördern, bleibt Deutschland vergleichsweise passiv und Italien versucht sogar, kultiviertes Fleisch zu verbieten. Damit Europa nicht weiter zurückfällt, braucht es nun eine kohärente Strategie in der EU und deutlich mehr Unterstützung durch die Politik beim Aufbau dieses Sektors.”

Ähnlich wie beim Zulassungsprozess in der Europäischen Union umfasst der Prozess für neuartige Lebensmittel in der Schweiz ein robustes und evidenzbasiertes Verfahren, das gewährleistet, dass die Lebensmittel sicher für den menschlichen Verzehr sind. Damit kultiviertes Fleisch in der Schweiz verkauft werden kann, müssen Unternehmen wie Aleph Farms beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) eine Zulassung beantragen und ein Sicherheitsdossier einreichen. Das Verfahren umfasst eine Sicherheitsbewertung und umfangreiche toxikologische Studien, um die Sicherheit des Lebensmittels nachzuweisen, und wird voraussichtlich mindestens zwölf Monate in Anspruch nehmen.

Der Zulassungsantrag von Aleph Farms in der Schweiz kommt nur wenige Wochen, nachdem zwei Unternehmen in den USA die Zulassung für kultiviertes Hühnerfleisch erhalten haben. In Singapur ist kultiviertes Fleisch bereits seit Dezember 2020 für den Verkauf zugelassen.

Peer-Review-Analysen zum ökologischen Fußabdruck zeigen, dass kultiviertes Fleisch bis zu 92 % weniger Treibhausgasemissionen verursacht, bis zu 94 % weniger Luftverschmutzung zur Folge hat und bis zu 90 % weniger Land beansprucht als Rindfleisch aus der Tierhaltung. Zudem kann es ohne Antibiotika hergestellt werden, was dazu beiträgt, das Risiko für die menschliche Gesundheit durch zunehmende Antibiotikaresistenz zu verringern.

Quelle: GFI Europe