Gesundheitsrisiken richtig einschätzen: So durchschauen Sie Fake News ganz easy!

In der Welt der Ernährung und Gewichtsreduktion gibt es zahlreiche Mythen und Fehlinformationen.

Doch wie können Sie diese Fake News erkennen und entlarven? Nachfolgend finden Sie hilfreiche Tipps, wie Se bessere Bewertungen und Entscheidungen treffen können.

Wie können wir Fake News im Bereich Ernährung und Gewichtsreduktion erkennen und entlarven?

Dazu muss man eine elementare Sache prüfen und zwar dem „Kern der Wahrheit“ auf den Zahn fühlen: Handelt es sich in den Medienberichten oder Social-Media-Postings um Korrelationen oder Kausalitäten?

Wie unterscheiden sich Korrelation und Kausalität in Bezug auf Ernährung und Gewichtsverlust und warum ist das wichtig?

Korrelation und Kausalität unterscheiden sich wie folgt – dazu ein fiktives Beispiel: „Wer häufig Bananen isst, lebt länger“ – das ist die Korrelation. Die Kausalität wäre: „Bananen verlängern das Leben!“ Ob das stimmt, weiß jedoch niemand. Also, die „Gretchenfrage“ lautet: Haben wir es hier mit banalen statistischen Zusammenhängen zu tun oder echter Evidenz, ergo wissenschaftlich bestätigten Ursache-Wirkungs-Belegen? Wenn es sich nur um Korrelationen handelt, dann kann man keine klaren Aussagen treffen wie beispielsweise „LowCarb ist die beste Abnehmmethode“ oder „Vollkorn schützt vor Herzinfarkt und verlängert das Leben“ – das alles ist und bleibt stets reine Spekulation, wenn nur Korrelationen zugrunde liegen. Und das ist im Bereich Ernährung fast immer der Fall! Ergo sind hier nur Hypothesen und Vermutungen möglich, mehr nicht. Oder anders: Ernährungsforschung ist und bleibt Glaskugellesen.

Was ist der Unterschied zwischen absoluter und relativer Wahrscheinlichkeit in Bezug auf Ernährungsstudien und wie beeinflusst das unsere Wahrnehmung von Risiken und Vorteilen?

Neben der „erhöhenden Umdeutung“ von Korrelationen in Kausalevidenz gibt es noch folgenden, sehr beliebten statistischen Taschenspielertrick, um Meinung zu machen: Statt aussagekräftiger absoluter Risiken (AR) werden die deutlich dramatischer klingenden relativen Risiken (RR) kommuniziert – und die AR werden dann gerne „kulant verschwiegen“. Warum? Ganz einfach: Weil sie oftmals viel zu niedrig sind, um daraus eine Schlagzeile zu machen. Die RR sind viel höher.

Als aktuelles Beispiel: „Dickes Ding: 11,3 % mehr fettleibige Kinder in Deutschland!“ Das klingt viel „besser alarmistisch“ als „BARMER warnt: Kindliche Adipositas steigt um 0,36 %!“ Doch genau das wäre die wissenschaftlich objektiv korrekte Darstellung, denn im BARMER Arztreport steht (S.142): „…die Diagnose Adipositas wurde 2019 bei 3,19 % und 2021 bei 3,55 % aller Kinder dokumentiert.“ Wäre dieser 0,36 %-ige Anstieg für die Medien eine Schlagzeile wert? Klares Nein! Aber 11,3 % schon. Und das, obwohl der Anstieg per se nicht nur marginal ist, sondern auch 96,45 % der Kinder nicht fettleibig sind.

Wie können wir unsere Medienkompetenz verbessern, um besser informierte Entscheidungen über unsere Ernährung und Gesundheit zu treffen?

Überprüfen Sie Berichte auf Korrelation oder Kausalität und absolute oder relative Wahrscheinlichkeit. Wenn dies in den Artikeln oder Pressemeldungen nicht deutlich wird, fragen Sie bei den Autoren nach. Gerade bei Fachgesellschaften lohnt sich hier eine Rückfrage bei den PR-Abteilungen, denn oft werden einfach Kausalitäten anderer Quellen zugrunde gelegt, die es gar nicht gibt. So haben beispielsweise jüngst die Nierenärzte in einer Pressemeldung zu „gesunder Ernährung“ geraten, weil dies die Nieren schützt. Denn damit vermeide man Übergewicht und das wiederum schütze die Nieren. Aber: Es gibt weder Kausalevidenz, dass „gesunde Ernährung vor Übergewicht schützt“, noch haben die Nierenärzte eigene Studien, dass „gesunde Ernährung“ die Nieren schützt.

Ergo ein weiterer Tipp: Haben die Absender „guter Ratschläge“ wirklich eigene Studien oder berufen sie sich nur auf andere und vermuten dann eine „Transferwirkung“? Ein anderes aktuelles Beispiel: „Übergewicht steigert das Krebsrisiko – jedes Jahr gehen in Deutschland etwa 30.000 Krebsfälle auf das Konto von Übergewicht…“, kolportierte jüngst das DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum) in einer PR-Meldung. Doch, welche Überraschung: Es liegen weder Studien vor, die eine Kausalevidenz zwischen Übergewicht und Krebs belegen, noch wird das DKFZ künftig solche Studien durchführen. Ergo: Heutzutage ist kritisches Hinterfragen zahlreicher Meldungen unbedingt erforderlich, um auf dem Pfad der Wahrheit zu bleiben!

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.