Ernährung vs Erkältung – welche Lebensmittel schützen vor Grippe, Corona & Co.?

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat jüngst die Grippewelle „ausgerufen“, überall hustet und schnupft es, der Krankenstand aufgrund diverser Atemwegsinfekte ist hoch.

Viele Menschen „schwören“ gerade in dieser Zeit auf die „Stärkung der Abwehrkräfte mit gesunder Ernährung“. Was ist dran an der Infektabwehr via richtiges Essen? Das erfahren Sie hier.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei der Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen, Grippe und Corona?

Eine ausgewogene Ernährung, die uns sowohl mit allen relevanten Nährstoffen als auch der systemrelevanten Energie versorgt, bildet die Basis für den bestmöglichen Immunschutz. Das ist hierzulande in „Schlaraffia Germania“ definitiv für jeden gewährleistet. Aber besonders wer hungert (z.B. während einer intensiv kalorienreduzierten Diät gestartet als „guten Vorsatz“ m Januar, der Hochsaison für Infektionen) und somit nicht genügend „Energie im System“ hat, fühlt sich nicht nur schnell schlapp und ausgelaugt, sondern kann auch ganz schnell krank werden.

Grundsätzlich ist gesunde Ernährung für jeden etwas anderes, immer ganz individuell. D.h. wissenschaftsbasierte Tipps für eine „Anti-Erkältungs-Ernährung“, die Infektionen vorbeugt, die gibt es nicht – hier fehlt die Kausalevidenz vollumfänglich, d.h. es liegen keine wissenschaftlichen Beweise vor.

Kann eine gesunde Ernährung dann „wenigstens“ dazu beitragen, den Verlauf einer Erkältung, Grippe oder Corona-Infektion zu mildern?

Das könnte sein, aber welche Art der Ernährung hier allgemein und besonders dem Individuum helfen könnte, das ist und bleibt derzeit reine Spekulation.

Vitamin C und Zink gelten als besonders wichtig zur „Stärkung“ des Immunsystems – was ist dran?

Vitamin C und Zink können weder Erkältungen, Grippe und Corona vorbeugen, lindern oder verkürzen noch haben sie einen relevanten Einfluss auf die Genesung. also Symptomlinderung. Das gilt sowohl für die Zufuhr via „normaler Nahrung“ als auch für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Darüber muss sich also niemand gezielt „Ernährungsgedanken“ machen oder supplementieren. Eine Ausnahme bilden Menschen, bei denen ein eklatanter, also klinisch relevanter Mangel dieser Nährstoffe vorliegt. Aber das sind hierzulande in der Allgemeinbevölkerung „Nadeln im Heuhaufen“ oder sehr kranke, oft multimorbide Menschen, die sich ohnehin in ärztlicher Behandlung befinden.

Gibt es bestimmte Lebensmittel oder Ernährungsweisen, die das Risiko einer Corona-Infektion reduzieren können?

Leider ein klares „Nein“. Dazu hat die Wissenschaft bis dato keine valide Kausalevidenz, also belastbaren Belege geliefert.

Welche Ernährungstipps können Sie Menschen geben, die gerade eine Erkältung, Grippe oder Corona durchmachen und ihr Immunsystem stärken möchten?

Wenn es einen erwischt hat, sollte man sich zu allererst viel Ruhe, Entspannung und Schlaf gönnen. Je weniger Stress und Aktivität, desto besser – denn dann bleibt mehr „Power für das Immunsystem“. In punkto Essen lautet der Tipp: Ganz besonders intuitiv und achtsam auf seinen Körper hören: Also nur essen, wenn man echten, körperlich-biologischen Hunger verspürt (das wird wesentlich seltener und weniger stark sein als im gesunden Zustand) – und diesen „verkleinerten Krankhunger“ ganz gezielt mit dem stillen, worauf man so richtig Lust hat, was einem wirklich guttut und was man bestens verträgt (verdaut). Dazu ruhig ein bisschen länger bewusst in „sich hineinhorchen“, das ist gerade in diesen geschwächten Zuständen hilfreich.

Welche Rolle spielen dabei Scharfstoffe in Chili, Pfeffer, Senf & Co.?

Unabhängig von allen Studien bin ich ein großer kulinarischer Freund aller Pflanzen, die Scharfstoffe enthalten: Chili, Pfeffer, Ingwer, Senf, Kresse, Meerrettich, Knoblauch und Zwiebeln. Dazu liegen zwar jede Menge Grundlagenstudien zur Wirkung gegen allerlei Keime, Bakterien, Viren und sogar einige Krankheiten vor – aber mehr als vage Vermutungen, wie die Scharfstoffe im „täglichen Ernährungsmix“ und besonders langfristig im komplexen menschlichen Stoffwechsel wirken, das weiß niemand. Ich esse sie auch nicht wegen der „guten Datenlage“, sondern weil sie mir extrem gut schmecken und ich ihre deutlich spürbaren Effekte mag – dafür braucht es keine Wissenschaft, da reicht das intensive, ehrliche Körpergefühl beim gesunden Genuss. Aber: Das muss jeder selbst ausprobieren und spüren, ob man das mag oder nicht. Wenn ja, ist „viel unterschiedlich scharf“ essen, sicher mal einen individuellen Versuch wert.

_________________

Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.