The Real Detox: Natives „Entgiften“ im Doppelpack

Detox-Mythos aufgedeckt – was wirklich hinter den ‚reinigenden‘ Kuren steckt: Detox-Kuren, -Pillen und -Pulver versprechen eine innere Reinigung des Körpers von Giftstoffen und Schlacken.

Doch was steckt wirklich hinter diesem Trend? Uwe Knop, Ernährungswissenschaftler und Studienexperte, nimmt den Detox-Mythos unter die Lupe und erklärt, was es mit der ‚Entgiftung‘ auf sich hat – und was wirklich wirkt.

Was bedeutet eigentlich ‚Detox‘ und wie funktioniert es?

„Detox“ ist ein reiner Marketing-/Werbebegriff, der „griffig“ nach Hipster-Style klingt und für „Entgiftung“ stehen soll. Mit Detoxkuren, -pillen, -pullen oder -pulvern wird vorgegaukelt, man könne sich mit diesen Mittelchen von gefährlichen Giftstoffen und „Schlacken“, die sich im Körper angesammelt hätten, reinigen. Den Menschen wird also die besondere „innere Reinigung“ versprochen – die es de facto nicht gibt: Denn: Alles rund um Detox und Entschlacken ist frei erfunden und entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlagen und Wirknachweise. Gutgläubigen Gesundheitsaffinen wird hier wirkungsloser Hokuspokus verkauft – und zwar völlig überteuert. Der feste „Glaube an die Gesundheitskraft“ ist eben traditionell ein schneller und weiter Öffner der Geldbörsen.

Sammeln sich überhaupt Schlacken und Toxine im Körper, die wir „rauskuren“ können?

Nein. Im menschlichen Körper sammeln sich keine Schlacken an, es gibt nichts zu „entschlacken“. Auch Giftstoffe werden nirgends derart gespeichert, dass sie mit Detox- oder Basenpulvern ausgespült oder neutralisiert werden können. Unser Körper hat zahlreiche eng vernetzte „organische Reinigungs- und Entsorgungssysteme“, die perfekt zusammenspielen und uns von ganz allein „nativ schlackenfrei“ halten. Dazu gehören Darm, Niere, Lunge und Haut. Unser Körper braucht keinerlei „Detox-Support“ von außen. Unser Glaube hingegen schon.

Demnach sind auch keine speziellen Lebensmittel besonders gut geeignet, um den Körper zu entschlacken und zu entgiften?

Korrekt. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis für „reinigende Lebensmittel“ oder Wunderkräuter, die entschlacken. Im weiteren, respektive indirekten Sinne könnte man Chili als „reinigend“ sehen, denn ihre Schärfe wirkt als „Expektorans“ – so werden Stoffe/Mittel bezeichnet, die den Auswurf und das Abhusten von Bronchialschleim fördern. Das kennt jeder, der gerne sehr scharf isst; wenn man sich dann intensiv räuspern und ordentlich abhusten muss. Auch wenn der Schleim keine Schlacke ist – Chili befördert ihn raus.

Kann eine Detox-Kur dann wenigstens beim Abnehmen helfen?

Nein, Detoxkuren helfen nur beim Abnehmen des Kontostands, darüber hinaus können sie bei gar nichts helfen. Wer abnehmen will, der sollte besser auf Folgendes achten: Sich individuell „gesund“ zu ernähren, also abwechslungsreiche, frische Lebensmittel von hoher Qualität zu essen, die einem wirklich gut tun, die man mag und bestens verträgt/verdauen kann – das ist der Kern, auch beim Abnehmen. Denn wer seinen Herzenswunsch ’schlanker werden und bleiben‘ wirklich aus tiefster innerer Überzeugung aktiv zum Leben erwecken möchte, der kann das nur mit individueller Ernährungs- und Lebensstilumstellung, die perfekt zu einem passt, schaffen. Mit einer moderat energiereduzierten Ernährung, die zu Ihrem Stoffwechsel, Lebensstil und Charakter passt, können Sie etwa 2 Kilogramm pro Monat gesund abnehmen. Wenn Sie also im Sommer statt Muffin-Top Ihr Top-Maß haben möchten, dann lautet die Empfehlung: Fangen Sie am besten in Kürze an! Schauen Sie sich dazu auch das zweiteilige FAQ-Videointerview auf „Focus Online Experts Special“ an – hier bekommen Sie die wichtigsten Antworten auf relevante Fragen zum erfolgreichen Abnehmen und schlank bleiben: – [Ernährungswissenschaftler erklärt den Schlüssel zum Wunschgewicht](https://www.focus.de/experts/die-beste-diaet-gibt-es-nicht-ernaehrungs-experte-erklaert-den-schluessel-zum-wunschgewicht_id_183937975.html) – [Abnehmen: Diplom-Ökotrophologe Uwe Knop verrät Erfolgs-Schlüssel](https://www.focus.de/experts/halbes-kilo-pro-woche-abnehmen-experte-uwe

Welche Detox-Methode wirkt wirklich positiv auf unsere Gesundheit?

Sich locker machen – und den Pupsen und Rülpsen „freien Fluss“ lassen. Denn über diese beiden „Entlüftungsmethoden“ werden ordentlich „giftige Gase entschlackt“ – unser Körper „detoxt“ sich damit doppelt autark. Wo, wie und wann die optimale Integration der „dualen Überdruckventil-Öffnung“ in den eigenen Alltag passt – das muss natürlich jeder selbst entscheiden. Es gibt sicher Momente, da passt „Luft is in the air“ gar nicht, auch wenn es arg pressiert. Aber der gesunde Menschenverstand sagt klar: Was raus soll, muss raus. Sonst würde es unser Körper nicht loswerden wollen. Deshalb „belohnt“ er uns mit einem guten, entspannenden Gefühl, wenn wir die „Abgase“ vollumfänglich entweichen lassen. Evolutionsbiologisch betrachtet: Rülpsen und Pupsen tut daher gut, ganz einfach. Es gibt sogar wissenschaftliche Studien über sogenannte „Nonburber“ – das sind Menschen, die leiden an der „Unfähigkeit aufzustoßen“. Im Fachjargon heißt das „retrograde krikopharyngeale Dysfunktion (R-CPD)“ – diese Rülpsblockade führt bei den Betroffenen zu Beschwerden, die ihre privaten und beruflichen Beziehungen beeinträchtigen und die Lebensqualität verschlechtern. Ergo: Wer es kann, sollte es tun – natürlich stets unter individueller Berücksichtigung des sozialen Umfelds.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.