Knoblauch – das einzig wahre Superfood: Neue Großstudie liefert weitere Hinweise

Knoblauch ist mehr als nur Scharfmacher. Eine aktuelle Großstudie hat die potenziellen gesundheitlichen Vorteile von Knoblauch erneut bestätigt.

Wenn es überhaupt ein natürliches „Superfood“ gibt, dann muss es Knoblauch sein, meint Ernährungswissenschaftler Uwe Knop.

Was hat die aktuelle Großstudie zu Knoblauch gezeigt?

Die neue Studie ist eine systematische Überprüfung der vorhandenen Literatur, die dem höchsten wissenschaftlichen Standard entspricht – und das sind „randomisierte kontrollierte Studien (RCTs)“, die zur Bewertung der gesundheitlichen Wirksamkeit von Knoblauch bei Patienten mit Stoffwechselerkrankungen durchgeführt wurden. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Meta-Analyse sind:

Knoblauch zeigte signifikante Veränderungen bei Taillenumfang, Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride, Blutdruck, Glukose, Insulinresistenz und noch einigen medizinisch-relevanten Parametern mehr. Die aktuelle Auswertung deutet weiter darauf hin, dass Knoblauch bei Patienten mit Stoffwechselerkrankungen günstige Effekte haben könnte. Die Wissenschaftler bestätigen damit erneut die Ergebnisse früherer Studien. Somit weist das aktuelle Gesamtbild darauf hin, dass Knoblauch möglicherweise als blutzucker- und cholesterinsenkendes sowie entzündungshemmendes Lebensmittel nützlich sein könnte. Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass Knoblauch eine potenziell hilfreiche Ergänzung zur Behandlung von Stoffwechselstörungen sein könnte. Aber weitere Forschung ist erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen und die optimale Dosierung und Anwendung von Knoblauch zu bestimmen.

Was kann man sonst noch zu Knoblauch sagen, es wird ja auch „pflanzliches Penicillin“ genannt?

Ja, Knoblauch wurde umfangreich auf seine antibakteriellen und antiviralen Eigenschaften untersucht. Es gibt einige wissenschaftliche Belege aus Grundlagenstudien, dass bestimmte Verbindungen im Knoblauch, wie Allicin und andere Schwefelverbindungen, antimikrobielle Wirkungen gegen eine Vielzahl von Bakterienstämmen haben können – einschließlich einiger Antibiotika-resistenter Stämme. Auch gibt es Hinweise darauf, dass Knoblauch antivirale Eigenschaften haben könnte. Obwohl diese Forschungen sehr vielversprechend sind, muss man eines wissen: Die meisten dieser Studien wurden „in vitro“ durchgeführt – d.h. die Ergebnisse kommen aus dem Labor, aus dem „Reagenzglas“. Ob diese Ergebnisse die tatsächliche Wirksamkeit von Knoblauch im menschlichen Körper widerspiegeln, das weiß niemand. Aber es wird viel geforscht, auch an deutschen Universitäten, z.B, in Freiburg.

Was sagen die Wissenschaftler der Uni Freiburg?

Deren Publikationen beschreiben, dass Knoblauch seit Tausenden von Jahren als Nahrungsmittel und Medizin genutzt wird, insbesondere aufgrund seiner Schwefelverbindungen. Studien zeigen, dass Knoblauch positive Auswirkungen auf Blutdruck, Cholesterin, Blutzucker, Blutfluss, oxidativen Stress und Entzündungen haben kann. Weiterhin wurde beobachtet, dass Knoblauch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebsarten senken kann – hier sei weitere Forschung erforderlich, bevor man finale Aussagen treffen kann. Insgesamt deuten jedoch alle wissenschaftlichen Erkenntnisse schon heute darauf hin: Wenn es überhaupt ein natürliches „Superfood“ gibt, dann kann es definitiv nur eines sein: Knoblauch!

Also schön viel frischen Knoblauch essen?

Auf jeden Fall, wer Knobi gerne mag, der kann bedenkenlos „durchpressen“. Man muss aber eines beachten: Es gibt kein anderes Lebensmittel, das nach dem Verzehr so lange riechbar ist – man muss sich den reichlichen Genuss in seinem gesellschaftlichen Umfeld also „erlauben“ können. D.h. wenn es niemanden stört, wunderbar, wenn doch – dann sind dem Genuss „olfaktorische Grenzen“ gesetzt. Hier ist also feinfühliges „Nasenspitzengefühl der Knoblauchfreunde“ gefragt. Denn gegen den Geruch gibt es zwar viele Mythenmethoden, aber gesichert ist nichts.

Was kann man gegen den Knoblauchgeruch denn wenigstens versuchen?

Es gibt verschiedene Ansätze, um den Knoblauchgeruch zu reduzieren oder zu neutralisieren, jedoch gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise für eine bestimmte Methode, die zuverlässig wirkt. Die bekannteste Methode zur Reduzierung des Knoblauchgeruchs ist ausgiebige Mundhygiene: Das gründliche Bürsten der Zähne, Zunge und des Gaumens sowie das Spülen mit Mundwasser können dazu beitragen, den Geruch zumindest im Mund-Rachen-Raum zu reduzieren. Der Verzehr bestimmter Lebensmittel wie Petersilie hilft hingegen nicht dabei, den Knoblauchgeruch zu kaschieren oder gar zu neutralisieren. Kaugummi oder Minzbonbons können wenigstens kurzfristig dazu beitragen, den Mundgeruch zu überdecken. Aber gegen die Ausdünstungen hilft nur eines: Zeit. Und der Verzicht auf den weiteren Genuss.

Woher kommt eigentlich der Mythos, dass Vampire Knoblauch hassen?

Das kommt aus verschiedenen kulturellen Einflüssen und literarischen Darstellungen. Eine mögliche Erklärung geht auf die historische Verwendung von Knoblauch als Schutzmittel gegen Krankheiten und böse Geister zurück. Knoblauch wurde traditionell als Abwehrmittel gegen böse Kräfte eingesetzt – und dazu oft an Türen oder Fenstern befestigt oder um den Hals getragen, um sich vor bösen Geistern oder Krankheiten zu schützen. In der Literatur spielt Bram Stokers Roman „Dracula“ aus dem Jahr 1897 eine entscheidende Rolle: Hier wird Knoblauch als Abwehrmittel gegen Vampire erwähnt. Seitdem wurde diese Darstellung in zahlreichen Filmen, Büchern und anderen Geschichten übernommen.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.