Deutsches Wirtschaftswachstum 2017: Aufschwung steht auf breiterer Basis

Das RWI hebt seine Prognose des deutschen Wirtschaftswachstums für das Jahr 2017 gegenüber März dieses Jahres von 1,3 auf 1,6 Prozent an; für 2018 erwartet es unverändert 1,8 Prozent. Die Konjunktur wird neben der Inlandsnachfrage nun auch vom Außenbeitrag getragen. Die Arbeitslosenquote dürfte in diesem Jahr bei 5,7 Prozent, im nächsten Jahr bei 5,5 Prozent liegen. Dabei wird eine Inflationsrate von 1,6 Prozent in diesem und im kommenden Jahr erwartet. Die öffentlichen Haushalte werden 2017 und 2018 voraussichtlich Überschüsse von 22 und 28 Milliarden Euro erzielen.

Das RWI erhöht seine Konjunkturprognose für 2017 auf 1,6 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im März waren noch 1,3 Prozent erwartet worden. Für 2018 bleibt die Prognose bei 1,8 Prozent. „Das deutsche Wirtschaftswachstum steht auf einer breiteren Basis und wird nicht mehr nur von der Inlandsnachfrage getragen“, so RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn.

Ausschlaggebend für das Anheben der Prognose ist, dass sich der außenwirtschaftliche Beitrag aus Exporten und Importen günstiger entwickelt als zunächst erwartet. Einer etwas dynamischeren Exportentwicklung stehen schwächer wachsende Einfuhren gegenüber. In der Binnenwirtschaft dürften die Bauinvestitionen eine Triebkraft der Konjunktur bleiben, sie werden allerdings durch Kapazitätsengpässe gebremst. Die privaten Konsumausgaben dürften unter anderem aufgrund der zunehmenden Beschäftigung und steigender Reallöhne weiterhin spürbar zulegen. Die staatlichen Konsumausgaben werden sich hingegen auch wegen geringerer Ausgaben zur Bewältigung der Flüchtlingsmigration voraussichtlich deutlich weniger stark erhöhen.

Die Beschäftigung dürfte in diesem und im nächsten Jahr weiter steigen. „Die kontinuierliche und spürbare Ausweitung der Produktion sorgt für eine lebhafte Nachfrage nach Arbeitskräften“, so Roland Döhrn. Der hohe Bestand offener Stellen spricht dafür, dass diese teils nur mit Schwierigkeiten besetzt werden können.

Die Arbeitslosigkeit dürfte rückläufig bleiben, obwohl die Wirkungen der Flüchtlingsmigration der vergangenen Jahre allmählich am Arbeitsmarkt sichtbar werden. So war zuletzt etwa die Hälfte der Flüchtlinge, die nach Abschluss der Eingliederungsmaßnahmen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, als arbeitslos registriert. Die Arbeitslosenquote insgesamt dürfte dennoch in diesem Jahr auf 5,7 Prozent und im Jahr 2018 auf 5,5 Prozent sinken.

Inflation steigt, Budgetüberschuss des Staates nimmt weiter zu

Die Inflationsrate dürfte in diesem und im nächsten Jahr jeweils 1,6 Prozent betragen. Zwar haben auslaufende Basiseffekte bei den Energiepreisen und preisdämpfende außenwirtschaftliche Impulse die Teuerung seit Jahresbeginn etwas abgeschwächt. Der binnenwirtschaftliche Preisauftrieb dürfte sich jedoch leicht beschleunigen, weil die Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten steigt.

Die Finanzlage des Staates bleibt voraussichtlich ausgesprochen günstig. Zwar kommt es in diesem Jahr infolge der expansiv ausgerichteten Finanzpolitik zu erheblichen Haushaltsbelastungen. Zudem muss aufgrund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts die von 2011 bis 2016 erhobene Kernbrennstoffsteuer rückerstattet werden. Erlöse aus einer Versteigerung von Funklizenzen schlagen jedoch ausgabenmindernd zu Buche.

Außerdem ist weiterhin mit konjunkturbedingten Mehreinnahmen und weiter sinkenden Zinsausgaben zu rechnen. Damit dürfte der Budgetüberschuss des Staates in diesem Jahr lediglich von 26 Milliarden Euro auf 22 Milliarden Euro bzw. 0,7 Prozent des BIP sinken und im kommenden Jahr wieder auf 28 Milliarden Euro bzw. 0,8 Prozent des BIP zunehmen.

(veröffentlicht in „RWI Konjunkturberichte“, Heft 2/2017)

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Eckwerte zur RWI-Konjunkturprognose vom 13. Juni 2017

Quelle: RWI